Projekte zur Stärkung sozialer Kompetenz und Persönlichkeitsbildung sowie zur Erziehung zu Toleranz und Zivilcourage am Evangelisch Stiftischen Gymnasium
Das originär im Bereich der Suchtprävention angesiedelte, in der Jahrgangsstufe 5 durchgeführte Trainingsprogramm ALF (Allgemeine Lebenskompetenzen und Fertigkeiten) enthält Elemente des Selbstsicherheitstrainings (Einheit 7: Selbstsicherheit, Einheit 11: Verbesserung des Selbstbildes), die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, persönliche Defizite und Problemlagen aktiv und kreativ aufzuarbeiten. Das ESG verbindet mit einer solchen Schulung die Hoffnung, dass ein gestärktes Selbstbild die Jugendlichen auch bei sozialen Problemlagen und Auseinandersetzungen kreativ nach Wegen einer friedlichen Lösung suchen lässt. Die ALF-Einheiten 4 (Gruppendruck widerstehen), 5 und 6 (Kommunikationsfertigkeiten und soziale Kontakte) und 10 (Entscheidungen treffen, Problemlösung) zielen explizit auf eine Schulung sozialer Kompetenzen zur Konfliktlösung ab.
Das in der Jahrgangsstufe 6 durchgeführte Theaterprojekt "Natürlich bin ich stark" konfrontiert die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Alltagssituationen. Szenen, in welchen aus Frust die Autoantenne eines Mathematiklehrers abgeknickt wird, eine Clique neue Mitglieder zum Stehlen von CDs und Videokassetten anstiftet oder die Themen sexueller Missbrauch und Außenseiter im Vordergrund stehen, geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, aktiv und im Dialog mit den Schauspielern und den Mitschülerinnen und Mitschülern nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Im Rahmen des Religionsunterrichts der Klasse 6 wird der Islam behandelt. Neben Informationen zur Religion selbst ist ein Schwerpunkt die Begegnung mit Moslems in Gütersloh. Der Besuch einer Moschee, das Gespräch mit dem Imam gehören ebenso dazu wie der Erfahrungsaustausch mit muslimischen Schülern im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts über religiöse Praxis im Alltag und Lebensgewohnheiten.
Im Rahmen der Projekttage "Das Ich und die anderen" organisieren die Lehrerinnen und Lehrer für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 ein dreitägiges Angebot, das das genannte Oberthema unter so unterschiedlichen Inhalten wie das Leben im Kloster, Sexualaufklärung oder Konzepte moderner Psychiatrie vertieft. Die Projekte eröffnen ein weites Spektrum der persönlichen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Wertmaßstäben, persönlichen Möglichkeiten und Grenzen und kreativer Auseinandersetzung und tragen so zur Gewaltprävention bei.
Noch konkreter versucht ein weiteres Angebot in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Gütersloh die Frage der sozialen Verantwortung des Einzelnen für den Mitmenschen zu vermitteln. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 lernen zunächst verschiedene Einrichtungen des Diakonischen Werkes (Altenheim, Begegnungszentren für Ausländer und Aussiedler, Arbeitslosenselbsthilfe etc.) in Gütersloh kennen und arbeiten anschließend zwei Tage in einer Einrichtung. Die Auswertung nach dem Projekt machte beim letzten Mal deutlich, dass für die Jugendlichen die Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen und sozialem Umfeld sehr eindrücklich war und zur Reflexion über den eigenen Standpunkt führte.
Die am ESG unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer haben sich selbstverständlich auch in der Vergangenheit immer gegen Gewalterscheinungen in der Schülerschaft gewandt. Um auf diesem Gebiet Entscheidungs- und Handlungskompetenzen zu stärken, hat sich im ersten Halbjahr des Schuljahres 200/01 eine Lehrerarbeitsgemeinschaft "Gewaltprävention" konstituiert.
In der Begegnung von Schülerinnen und Schülern mit psychisch Kranken und geistig Behinderten lernen die Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgangsstufen - vornehmlich im Rahmen von Praktika - Menschen und deren Lebenssituationen kennen, die sich von ihren eigenen radikal unterscheiden. In diesen Begegnungssituationen machen die Schülerinnen und Schüler auf der einen Seite die Erfahrung der Fremdheit der anderen Menschen. Gleichzeitig lernen sie aber auch, Verantwortungsgefühl für Schwächere zu entwickeln. Die Schule und die Klinik schaffen so Situationen, in denen die Beteiligten neue Erfahrungen und andere Perspektiven entwickeln können. Beispiel: Praktikum für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 in der Westf. Klinik. Entscheidend ist die Begegnung der Schülerinnen und Schüler mit den psychisch kranken und geistig Behinderten im Stationsalltag. Sie üben keine direkten pflegerischen Tätigkeiten aus, sondern unterstützen das Personal bei seiner Arbeit. Im Rahmen des Praktikums finden auch Vorträge über die Aufgaben der psychiatrischen Pflege sowie über andere psychiatrische Themen statt. Sie werden von Angehörigen des pflegerischen und ärztlichen Personals gehalten.
Ansprechpartner/innen: Frau Knufinke-Lütgert, Herr Küster, Herr Scheelje
Tel. 05241-98050